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K O M A

© by mir!

 

 

 

Prolog

 

Es war Nachmittag an einem lauen Sommertag. Ich lag im hohen Gras und starrte in den tiefblauen Himmel, beinahe schmerzte es in den Augen. Ich lag im Schatten eines großen Baumes. Es war warm und ein wohliges Gefühl von tiefer Zufriedenheit und Dankbarkeit machte sich breit. Ein herrlicher Ort, hier willst Du nicht mehr weg. Ich war glücklich. Ich wusste nicht warum, ich genoss das Gefühl einfach. Es fühlte sich so richtig an obwohl ich nicht genau definieren konnte wodurch es ausgelöst wurde. Stille, lediglich ein leises Zwitchern von Vögeln war zu vernehmen und in der Ferne glaubte ich das Plätchern eines kleinen Baches zu erahnen. Am Himmel konnte ich die Kondensstreifen eines großen Passagierflugzeugs erkennen, hoch über mir, mit vier Triebwerken. Wohin es wohl fliegt. Urlauber an ihr fernes Ferienziel? Anzugträger zu einer Vorstandssitzung? Turbanträger ins Paradies? Plötzlich hatte ich die Idee einfach in irgend so ein Flugzeug einzusteigen, ich könnte mich ja auf der Toilette verstecken und mich überraschen lassen wohin es mich brächte. Ich blickte zur Seite und untersuchte das Gras in meinem Blickfeld ob ich nicht ein paar Insekten bei ihrem stets hektischen Treiben beobachten konnte. Sie können glücklich sein und sind es warscheinlich auch. Sie wissen nichts über ihren Platz in dieser Welt.

 

Mit einem mal schwand das wohlige Gefühl in mir. Ich starrte wieder in den Himmel. Dieser verzog sich plötzlich, schnell, zu schnell. Ich wurde umgeworfen, es war doch windstill. Ja, selbst die Blätter des Baumes hingen träge und zufrieden von ihren Ästen, bewegungslos. Irgendwas stimmte nicht. Ich vernahm ein Grollen, ein unheimliches Donnern. Es wurde immer lauter und hörte nicht mehr auf, es wurde stockdunkel. Die Erde tat sich auf und ich fiel in eine sternenlose, schwarze Nacht.

 

Entsetzt schlug ich die Augen auf.

 

Und blickte in Franks Augen die knapp 10cm vor meinen zu schweben schienen. Etwas stimmte nicht. Angst war darin zu sehen und das war eine echte Seltenheit. Wir waren an Bord einer 747 auf dem Weg wohin? Ich weiß es nicht mehr, egal, kümmer' ich mich später drum.

"Was ist los?" fragte ich ihn. Stumm starrt er mich weiter an. Ich drehe meinen Kopf und bemerkte zunächst nichts ungewöhnliches. Alles schien zu passen, die Farben, die Beleuchtung, der Klang der laufenden Maschinen. Doch dann sah ich es mit einem mal und ließ mich tief in den Sitz fallen. Wo zur Hölle waren die Passagiere? Alle Sitze waren leer. Keine gedämpfte Unterhaltung war zu hören, keine Stewards mit Getränken, die zielstrebig die Gänge abschritten, wir waren die einzigen am Bord. So schien es jedenfalls. "Wo sind alle hin? Sind wir schon gelandet?" - "Nein, natürlich nicht, sieh aus dem Fenster!" Das tat ich. In der Tat waren wir noch in der Luft. Man blickte in ein Meer aus blau mit weißen Wolkenfetzen. "Was ist passiert?" fragte ich halb aus Entsetzen, halb aus Neugier. "Ich weiß es nicht. Du bist eingeschlafen, ich war vohin auf der Toilette und als ich wieder rauskam sah es so aus hier." - "Du warst auf dem Klo?" In welchem schlechten Film bin ich hier nun gelandet? Ich war doch gerade erst wieder aufgewacht. Scheiße!

 

Ich musste hier raus, aus diesem Sitz. Dränge mich an Frank vorbei und stand im Gang, etliche Stuhlreihen sowohl nach vorne als auch nach hinten konnte man von dort sehen, alle leer. "Was ist passiert? Was soll die Scheiße?" Das konnte doch nicht real sein. Mir fiel keine Erklärung ein. Ich ging weiter nach vorne. Irgendwo musste doch noch jemand sein. Jemand flog schließlich dieses Flugzeug. Das Triebwerksgeräusch war in dieser Stille nicht zu überhören.

Ich arbeitete mich langsam nach vorne, Stuhlreihe nach Stuhlreihe wurde untersucht, nichts war zu sehen, das Flugzeug sah aus als sei es eben erst aus der Montagehalle gerollt. Es ging vorbei an leeren Toiletten, an den Arbeitsplätzen der Stewards, bis nach vorne zum Cockpit. Alle Zugänge waren offen, selbst die Cockpittür war nicht verschlossen, sie stand sogar einen Spalt breit offen. Dahinter offenbarte sich das eigendliche Grauen. Ebenfalls gähnenden Leere. Die beiden Sitze für Pilot und Copilot waren ebenso leer wie mein Verstand. Frank fiel es zuerst auf. "Sieh' mal auf die Anzeigen, keine bewegt sich." Reglos lagen die zahllosen Anzeigetafeln vor uns. Kein Blinken war zu sehen, kein Funkverkehr zu hören, nichts rührte sich. "Wir sind tot!" bemerkte Frank. "Sind wir schon tot oder ist das unser sicheres Ende?" bemerkte ich.

 

Unfähig die Situation zu begreifen oder gar zu ändern ergab ich mich in mein Schicksal und ging langsam wieder zurück. Der Verstand drehte sich um sich selbst, unfähig die Situation mit Erfahrungen zu erklären. Nachdem wir das ganze Flugzeug von vorne bis hinten abgesucht hatten stand eindeutig fest, wir waren die einzigen an Bord. Ich ließ mich in irgendeinen Sitz fallen und starrte nach draußen. Jetzt war ich es, der es zuerst sah. "Frank? Wir haben eindeutig ein Problem!" - "Ach was Du nicht sagst, da wär ich nie drauf gekommen!" erwiederte er sichtlich gereizt. Beim Rückweg vom Cockpit fand Frank eine Flasche billigen Fusel den sie hier ausschenken, und der hielt ihn gerade warm.

 

"Die Wolken bewegen sich nicht Frank." - "Hää?" - "Guck doch, wir scheinen nicht von der Stelle zu kommen." Er quetschte sich durch die Stuhlreihe vor mir und starrte nun ebenfalls aus dem Fenster. Nach geschätzt 10min. riss mich ein "Scheiße!" aus meinen Gedanken an Jenseits und der Frage ob Sterben weh tut. Scheinbar reglos hing unser Flugzeug in der Luft. Ich hatte eine Idee. Ohne ein Wort zu verlieren stürmte ich wieder nach vorne ins Cockpit. Frank wild mit den Armen rudernd in einiger Entfernung hinter mir polternd. Ich kletterte über den Pilotensitz und versuchte einen Blick auf die Triebwerke zu erhaschen. Man konnte sie erkennen. Still und zufrieden hingen sie unter den Tragflächen. Drehen taten sie sich nicht. Spätestens jetzt setzte mein Verstand aus und Instinkte übernahmen die Kontrolle.

 

"Ich muss hier raus!" sagte ich mehr zu mir als zu Frank und ging auf eine der Türen des Flugzeugs zu. Ich hatte schon zu viele schlechte Filme gesehen um genau zu wissen das Unterdruck und Fahrtwind die Druckkabine in Dantes Inferno verwandeln würde. Es wäre unser sicheres Ende. Irgendwas in mir sagte das es aber genau darauf zulief und das ich keine Angst vor dem Tot haben muss. Ich warf Frank einen fragenden Blick zu der mein Vorhaben erahnend nur leicht mit dem Kopf nickte und einen weiteren Schluck aus seiner Flasche nahm. "Gib mir auch mal einen." Nachdem ich das brennende etwas in meinem Mund geschluckt hatte, legte ich die Hand auf den Öfflungsriegel... und zog.

 

Die Tür schwang einige Zentimeter auf doch nichts geschah. Kein Dröhnen und Zischen, kein unbändiger Sog der einen aus dem Flugzeugrumpf katapultierte. Die Tür ging einfach auf als hätte man seine Balkontür geöffnet um ein wenig Luft zu schnappen oder sich eine Zigarette nach befriedigender Arbeit zu gönnen.

 

"Was soll das?" fragte Frank. Ich blickte nach draußen. Die Luft war absolut regungslos. Kein Druckunterschied zwischen innen und außen. Man hätte einfach rausgehen und sich ein wenig die Beine vertreten können. Man das wär doch ein Verkaufsschlager. Ich kniete mich dicht an den Ausgang um nach draußen blicken zu können. Vorsichtig, ich wollte schließlich nicht hinaus fallen. Fallen? Wohin? Wir schwebten regungslos in einem Meer von blau. Das ganze hätte auch eine Fotografie sein können. Das Flugzeug ein Aufkleber darauf. Ich versuchte irgendwas zu fühlen dort draußen und bemerkte, dass der "Boden" fest war. "Ich gehe mich mal umsehen." meinte ich zu Frank der entsetzt von seinem Sitz aufsprang um mich zu halten. Doch es war zu spät. Ich stand auf und tat einen Schritt in Richtung Abgrund. Doch ich fiel nicht. Man konnte einfach auf gleicher Ebene wie der Boden der Flugzeugkabine nach draußen gehen, die Schritte fühlten sich auch absolut gleich an. Das war wohl zu viel für Frank. Mit offenem Mund blieb er an der Türöffnung stehen, die Flasche glitt ihm aus den Händen und fiel zu Boden. Sie landete hart in der "Luft" doch ohne zu zerbrechen. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit lief aus. Das ganze wirkte als wäre in der Luft ein Glasboden. Mit einem durchsichtigem Teppich darauf. Langsam ging ich ein paar Schritte vorwärts. Egal was noch kam, mein Verstand lief sowieso nur noch auf Standby. Als ich ungefähr 15m von der Außentür entfernt war drehte ich mich um. Da lag das Flugzeug, Frank starrte abwechselnd mich und seine in der Luft auslaufende Flasche ungläubig an.

 

Irgendwas außerhalb meines Blickfeldes ließ mich aufmerksam werden. Ich drehte mich um. Nichts war zu sehen. Eine Einbildung. Aber irgendwas war gewesen. Mir wurde kalt. Ich fühlte einen leichten Luftzug. Luftzug? Panisch drehte ich mich wieder in Richtung des Flugzeugs und erkannte das es sich ein Stück bewegt haben musste. Oder ich. Auch stand ich plötzlich einen Meter tiefer, unterhalb der Türöffnung. Der "Boden" fühlte sich weicher an.

 

Frank schrie irgendwas und plötzlich setzte sich die surreale Szenerie in Bewegung. Eiskalter Wind schlug mit ins Gesicht. Ein tosen und dröhnen betäubte meine Ohren. Eine unbändige Kraft zog mich hinab. Das Flugzeug setzte sich abrupt in Bewegung und Frank verschwand aus der Türöffnung nach innen. Warscheinlich die Beschleunigung dachte ich noch...

 

Ich fiel. Das zweite mal heute. Ich sah den Boden auf mich zurasen. Es dauerte eine Ewigkeit. Zu lange. Alles wurde schwarz um mich herum und ich dachte noch wie gnädig da schmerzlos der Tod doch ist. Ich vernahm einen Schuss in weiter Ferne.

 

 

 

Kapitel 1

 

Ich schlug die Augen auf und war geblendet. Weißes Neonlicht drängte in meine Augen. Ich hatte furchtbare Kopfschmerzen. Ich lag warscheinlich in einem Bett, es war halbwegs warm und weich. Ich lag auf dem Rücken. Ein weißes Laken bedekte mich. Die Wände waren weiß gestrichen. Überhaupt schien das die einzige Farbe zu sein die ich wahrmehmen konnte. Ich vernahm ferne Stimmen. konnte aber nicht hören was sie sagten.

Hatte ich geträumt oder waren das echte Erinnerungen? Ich... ja, wer bin ich? Später... Frank! dieser Name platzte plötzlich in meinen Verstand. Wer war er? Ich wusste es nicht.

 

Langsam hatten sich meine Augen an die helle Umgebung gewöhnt. Ich hob dem Kopf und konnte zwei Personen in einem Türrahmen erkennen. Eine weiß gekleidete Krankenschwester und eine andere Frau. Offensichtlich eine Besucherin. Ich kannte sie nicht. Sie trug einen Pelzmantel und war auch sonst recht ansehnlich. Die Figur schien einem dieser billigen Hochglanzhefte entsprungen zu sein. Es fehlte nur noch die Zigarette. Ein Krankenhaus. Ja, dass musste es sein. Ich war offensichlich Patient hier. Warum, dass wusste ich nicht. Ich versuchte mich aufzurichten doch da bemerkte ich das meine Hände wohl angebunden waren. Ich konnte mich nicht rühren. Festgeschnallt. Hilflos. Ausgeliefert. Panik überkam mich und ein trockenes Krächtzen entrang meiner Kehle. Beide Personen wurden nun auf mich aufmerksam. Die Schwester ging ihrer Wege, doch die Frau im Pelz kam langsam auf mich zu. Markante Gesichtszüge, hohe Stöckelschuhe, blutroter Lippenstift. Zu dieser Frau sagt wohl niemand nein.

 

Sie kam mir entfernt bekannt vor, wie ein ehemaliger Schulfreund den man 10 Jahre nicht gesehen hat. "Wie geht es Dir?" fragte sie mit zarter Stimme. Ja, wie geht es mir denn? "Sagen Sie es mir." erwiderte ich. "Alles wird wieder gut." Was wird gut? Ich? Ich weiß es nicht. "Warum bin ich gefesselt?" - "Zu Deinem eigenen Schutz!" - "Das verstehe ich nicht." - "Später! Erstmal sollst Du Dich erholen." Ich unterhalte mich sonst sehr gerne mit Damen dieser Wahl. Aber hier waren ein paar konkrete Antworten von Nöten. "Wer sind Sie?" fragte ich mit fast fester Stimme. Darauf blickte sie mich wohlwissend aber zugleich voller Sorge an. Ich begriff ich in ernsten Schwierigkeiten zu sein. "Ich komme morgen wieder."

 

Mit diesen Worten drehte sie sich um und schritt langsam auf die offene Tür zu. Jetzt oder nie. "Wer ist Frank?" rief ich. Treffer und versenkt. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Nach einigen Sekunden der Reglosigkeit sagte sie ohne sich umzudrehen resigniert "Frank ist tot!" Toll, das einzige an das ich mich erinnere und jetzt so eine Antwort. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen. "Du hast versucht Dich umzubrigen, darum die Fesseln. Du hast versucht aus dem Fenster zu springen!" Sie schlurzte und verließ lautlos den Raum.

Umbringen? Ich? Mich? Warum? Fragen über Fragen, Rätsel die gelöst werden mussten. Ich fiel in einen traumlosen Schlaf. Ich weiß nicht mehr ob es 5 Minuten oder 5 Stunden waren aber irgendwann bemerkte ich die Krankenschwester neben mir. Besorgt sah sie mich an während sie ein Glas Wasser einschüttete, einige Tabletten bereithaltend.

Ich musste hier raus, irgendwie...

 

Hunderte Kilometer entfernt in einer Penthouse Wohnung lag Viktor in der Badewanne. Aus den Lautsprechern einer aluminiumbeschlagenen Stereoanlage für die andere ein Einfamilienhaus kaufen würden dröhnte Vallon Sonore von Hector Berlioz in voller Lautstärke. Es war schon spät. Er versuchte seinen Verstand zu betäuben. Wartete gleichsam auf das Klingeln seines Mobiltelefons. In der Hand ein kristallenes Glas mit einer Pfütze dunkler Flüssigkeit darin in dem sich die Lichter der Stadt unter ihm wiederspiegelten. Er hatte die Augen geschlossen und wartete.

 

Es klingelte. Binnen Sekunden war sein Verstand auf 105% hochgefahren, schaltete mit einem Druck auf eine Fernbedienung die Musik leiser und richtete sich auf in der Wanne. "Wir haben ein Problem!" Viktor wusste es, hatte es schon den ganzen Tag geahnt. Das konnte nicht gut gehen. "Wo ist er jetzt?" frage er den Telefonhörer. "In einem Krankenhaus."

 

 

 

 

 

 

...Fortsetzung folgt.

 

 

Die Geschichte ist spontan, während des Schreibens hier entstanden. Bei Interesse würde ich versuchen sie fortzuführen.

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Yo wenn man sich das sooo durchliest und sich bildlich vorstellt kommen mir da auch ein paar alte bekannte Bilder hoch.

 

Aber der Text ist cool. Wenn du das schaffst weiter zu schreiben und die Story so dehnen und spannend halten das du 180 Seiten voll bekommst, würde ich dir Raten schreib es und reich es ein.

 

Ich hab hier auch noch sooo viele Kurzgeschichten die ich mal mit 14 angefangen hab und alle liegen offen. Nie Zeit gehabt etwas draus zu machen und ich wollte schon immer mal ein geiles Scifi Buch schreiben.

So nun bin ich 31 hab Familie und noch weniger Zeit ;-/

Solltest du Sie haben würde ich es tun.

 

Ps. Ich hab übriegens mal was ähnliches geschrieben. Man wacht morgens auf. keiner mehr da. kein TV Programm kein Radio, keine Autos auf den Straßen, und die letzte Szene war das man nen Typen im Krankenhausbett sieht. Auch Koma, neben ihm seine Frau und Tochter und die Tochter sagt... papa wach auf.

 

Sonst sehr kühl.... :blink:

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Erinnert mich sehr an Stehphen King Langoliers - warum auch immer - ansonsten gut geschrieben - für mich persönlich zu wenig emotional - oder eben "zu kühl" - hier am Lapi zu schwer zu lesen - man kann sich nicht so richtig auf die Geschichte konzentrieren

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